Die Anzahl der Bestattungen wird in den nächsten Jahren steigen. Allerdings entsprechen die Bodenverhältnisse auf vielen Friedhöfen nicht mehr den gesetzlich geforderten Bestimmungen. Besonders bei Erdbestattungen treten dadurch schon heute erste Probleme auf.
Aufgrund des demographischen Wandels in Deutschland wird für die nächsten Jahre ein Anstieg an Bestattungen erwartet. Derzeit sterben etwa 860.000 Menschen jährlich. Innerhalb der nächsten zehn Jahre könnte die Zahl, aufgrund der großen Zahl älterer Menschen, auf mehr als 1,2 Millionen Beisetzungen steigen. Derzeit gibt es in Deutschland rund 32.000 Friedhöfe mit knapp 40.000 Grabstätten. Ein Großteil der Gräber sind für Erdbestattungen vorgesehen.
Durch die geltende Friedhofspflicht bei Bestattungen, die in Deutschland in den Bestattungsgesetzen festgeschrieben ist, sind Bestattungen auf dafür vorgesehenen Friedhofsflächen durchzuführen. Ausnahmen sind lediglich Seebestattungen, bei der die Asche eines Verstorbenen im Meer beigesetzt wird, und Baumbestattungen, die in gesonderten Waldgebieten durchgeführt werden dürfen. Durch die Friedhofspflicht werden die Böden der Friedhöfe schon seit langer Zeit für Beisetzungen genutzt. Die Bodenbeschaffenheit hat sich allerdings in den letzten Jahren auf vielen Friedhöfen deutlich verändert, sodass einige Böden nicht mehr den gesetzlichen Vorgaben standhalten.
Besonders von der Bodenproblematik betroffen sind Gräber, in denen Leichname bestattet wurden. Dies trifft also auf Erdbestattungen in einem Sarg oder einem Leichentuch zu. Eine Befragung verschiedener Friedhofsverwaltungen aus ganz Deutschland hat ergeben, dass auf vielen Friedhöfen Probleme bei der Zersetzung der Verstorbenen innerhalb der Ruhezeit bestehen. Insbesondere das Entstehen von so genannten Wachsleichen wird auf vielen Friedhöfen beobachtet. Oftmals ist der Sauerstoffgehalt im Boden so gering, dass die Zersetzung nicht mehr stattfinden kann. Die Fette der Haut erzeugen daraufhin eine Art Wachsfilm auf dem menschlichen Körper. Experten gehen davon aus, dass dieses Phänomen schon auf jedem vierten Friedhof der Fall ist. Auf einigen Friedhöfen, wie etwa in Ostrhauderfehn bei Leer, sind
bis zu 80 Prozent der Gräber davon betroffen.
Die Ursachen für die Veränderungen der Bodenbeschaffenheit auf vielen Friedhöfen sind nicht eindeutig geklärt. Neben allgemeinen klimatischen Veränderungen, etwa schwankenden Regenmengen und Temperaturunterschieden, kann auch der Einsatz von Unkraut- und Schädlingsvernichtungsmitteln für die Problematik verantwortlich sein. Ebenso ist es möglich, dass die nicht biologisch abbaubaren Überreste eines Leichnams, die nach dem Zersetzungsprozess im Boden verbleiben, den Boden nachhaltig schädigen. Bei einer Erdbestattung verbleiben beispielsweise künstliche Hüftgelenke, Herzschrittmacher, Zahnprothesen, OP-Schrauben und weitere künstliche Elemente bei der Beisetzung im Körper des Verstorbenen. Nach der Zersetzung der biologischen Masse werden diese häufig nicht aus dem Boden entfernt. Dadurch kann das ökologische Gleichgewicht auf Friedhöfen nachhaltig beeinträchtigt werden.
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